sassanidische Kunst

sassanidische Kunst
sassanidische Kunst,
 
sasanidische Kunst, die iranische Kunst unter den Sassaniden; eine höfische Kunst, von der sich vieles erhalten hat. Für die Baukunst sind riesige tonnengewölbte oder überkuppelte Hallen charakteristisch, besonders für die Thronsäle der Paläste (Firusabad, Ktesiphon), in denen der Hofstaat an den Audienzen des Königs teilnahm. Die hohen Fassaden der Paläste (Ktesiphon) greifen in ihrem Dekor auf spätantike Elemente zurück: Blendarkaden, Mäander, Palmetten, Akanthusranken, erweitert durch persische Motive: Gans, Wachtel, Wildschwein, Widder, Büsten und Schriftembleme; in der Innendekoration v. a. geschnittener Stuck. Wandmalereien sind selten erhalten (Pendschikent). Bodenmosaike gehen auf Handwerker aus Antiochia am Orontes zurück. Die Städte wurden kreisförmig (Firusabad, Ktesiphon) oder rechteckig (Bischapur) angelegt. Von den Feuertempeln sind eine ganze Reihe als Ruinen (meist auf Hügeln) erhalten, meist nur der Kernbau des Heiligtums, der Kuppelraum auf vier Pfeilern. Weitläufige Heiligtümer sind Tacht-e Suleiman und vielleicht Sarwistan.
 
Die monumentalen Felsreliefs nahe den Residenzstädten (das größte in Taq-e Bustan, 5. Jahrhundert, die anderen aus dem 3.-4. Jahrhundert) zeigen die Könige vor der Gottheit (Investitur), als Sieger über römischen Kaiser (Triumph) oder bei Jagd, Turnier und im Thronsaal. Die Paraden auf den Reliefs von Bischapur haben ihr Vorbild in Persepolis.
 
Im Kunsthandwerk war v. a. die Toreutik bedeutend (größte Sammlung in der Eremitage in Sankt Petersburg): silberne, zuweilen vergoldete Schüsseln, Kannen und Schalen mit reichem, getriebenem Figurenschmuck. Neben Jagdszenen wurde v. a. die Göttin Anahita dargestellt. Bei den Tierfiguren frühsassanidische Silbergefäße sind hellenistische Einflüsse erkennbar. In Schmuck und Waffen sind Schmucksteine (Almandin) eingelegt; echte Perlen wurden Mode. Hoch entwickelt waren die Glas- und durch Seidenzucht und -weberei die Textilkunst. Die sassanidische Kunst wirkte bis nach Indien, China und ins Römische Reich.
 
 
R. Ghirshman: Iran - Parther u. Sasaniden (a. d. Frz., 1962);
 K. Erdmann: Die Kunst Irans zur Zeit der Sasaniden (Neuausg. 1969);
 B. Finster u. Jürgen Schmidt: Sasanid. u. frühislam. Ruinen im Iraq (1977);
 L. Trümpelmann: Die Sasaniden, in: Kunst der Völkerwanderungszeit, hg. v. H. Roth (1979).

Universal-Lexikon. 2012.

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